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Wo kommen Linsen her?
Schon vor mehreren tausend Jahren kultivierten Mesopotamier in der fruchtbaren Ebene zwischen den beiden Strömen Euphrat und Tigris, dem heutigen Ostsyrien, erst Wildgetreide, das mit Handmühlen zu Mehl zerrieben wurde. Nach trockenheitsbedingten Ernteausfällen züchteten die Siedler vermehrt dürreresistente Feldfrüchte wie die Linse. Am See Genezareth erweiterte der Linsenanbau die Feldwirtschaft der essbaren Wildgräser. Der Tanach überliefert wie zum Beweis die Geschichte von "Esau und dem Linsengericht". Die Hochkultur der Perser bereitet seit jeher Hülsenfrüchte nach der Pilaw-Methode mit Reis, Fleisch und Früchten zu, die aus dem 13. Jahrhundert überliefert ist. Aus Ägypten stammt das vegane Mujaddara mit Bulgur, Joghurt und sautierten Zwiebeln. Im letzten Jahrhundert etablierten sich der westfälische Linseneintopf und schwäbische Spätzle zu Klassikern der rustikalen Küche. Heute beschwören Journalisten die Wiederentdeckung des einstigen "Arme-Leute-Essens" als "Superfood" herauf. Die alte Kulturpflanze wächst als einjähriges Kraut auf trockenen sandigen Böden wie sie hierzulande auf der schwäbischen Alb und in Bayern zu finden sind. Doch die meisten Linsenprodukte in den heimischen Regalen stammen aus den USA, Kanada, Russland, Spanien, Chile, Vorderasien und Argentinien.
Welche Linsensorten gibt es?
- Tellerlinsen
- Berglinsen
- Belugalinsen
- Rote und gelbe Linsen
- Chateaulinsen
- Alblinsen
- Castellucciolinsen
- Pardinalinsen
- Trojalinsen
Von den vielen existierenden Sorten kennt der Verbraucher vor allem die edlen Belugalinsen, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit luxuriösem
Kaviar verdanken und gerne in der Sterneküche verwendet werden. Sie sind klein, festkochend, glänzend und überzeugen mit einem kräftigen unverwechselbaren Aroma. Größer sind die mehlig kochenden Trojalinsen. Diese würzige Sorte trägt in den spanischen Feuchtgebieten, in denen sie kultiviert wird, zum Erhalt der diversen Vogelwelt bei. Auch der Klassiker des Linseneintopfs, die Tellerlinsen, kocht sämig und wertet Suppen auf, wird zu Bratlingen verarbeitet oder als Beilage gereicht. Die roten und gelben Linsen sind ohne vorheriges Einweichen binnen kurzer Zeit gar. Da sie beim Kochen zerfallen, eignen sie sich für indisches Dhal, Dips, Aufstriche und Currys. Eine besonders feine Delikatesse stellen Chateaulinsen und grüne Linsen mit ihrem nussigen zarten Geschmack dar. Wie diese bleiben Berglinsen nach dem Kochen bissfest, schmecken aber kräftiger. Weniger bekannt sind die kleinen Pardinalinsen (außen graubraun, innen gelb), Chateau aus dem südöstlichen Frankreich (Champagne), Alb aus Deutschland, grüne Linsen vom Vulkanboden der Auvergne, blonde Linsen vom Basaltboden derselben Gegend, Castelluccio von 1400 m hohen Feldern in Umbrien.
Was kann man mit Linsenmehl machen?
Fein gemahlene Linsensamen taugen für so gut wie alle Rezepte, die mit Weizenmehl möglich sind. Da sie den Teig weniger verkleben und aufgehen lassen, ist Linsenmehl wie geschaffen für flache Brote, z.b. Chapati oder Schüttelbrot. Auch Pizza, Flammkuchen, Focaccia, Quiche, Tarte, Rührkuchen, Pfannkuchen und Nudeln lassen sich mit dem glutenfreien Mehl herstellen.
Fit mit Linsen?
Im Vergleich zu Weizenmehl weist das Mehl der roten Linse einen signifikant höheren Proteingehalt auf: 26 % gegenüber 10 %. Im Vergleich zu Erbsen punkten Linsen mit nur halb so viel Zucker, aber dem dreifachen Gehalt an Eiweiß und dem doppelten Ballaststoffgehalt und viermal weniger Fett als Kichererbsen. Die enthaltenen Kohlenhydrate wirken anabol und fördern bei entsprechendem Training den Muskelaufbau.
Abnehmen mit Linsen?
Obwohl gerne behauptet wird, Linsen gehörten zu Low-Carb, reicht ihr Kohlenhydratanteil aus, um den Blutzuckerspiegel längere Zeit auf einem optimalen Level zu lassen und den Körper konstant mit ausreichend Energie zu versorgen, denn es handelt sich überwiegend um energietragende komplex aufgebaute Polysaccharide, die Insulinüberschuss und Heißhunger entgegenwirken. Allerdings kann der hohe Stärkegehalt eine Ketose behindern. Wer effektiv abnehmen möchte, ist mit Salat plus hochwertigem Eiweiß besser bedient. Denn das Linsenprotein ist für den Körper weniger gut verfügbar. Ein weiterer Nachteil liegt im hohen Purin- und Harnsäuregehalt der Leguminose.
Linsen und Schwangerschaft?
Auch die für Schwangere so wertvollen B-Vitamine, Folsäure und Kalium befinden sich zwar in der Linse, jedoch wird die Aufnahme durch Phytinsäure gehemmt. Da Hülsenfrüchte schwer im Magen liegen und Blähungen verursachen können, sollten Schwangere auf eine ausgewogene abwechslungsreiche Ernährung achten und Linsengerichte erst verdauen, bevor sie etwas anderes essen.
Warum werden gelbe und rote Linsen geölt?
Diese weichkochenden Linsensorten gelangen ungeschält in den Handeln. Da sie nicht durch ihre natürliche Hülle geschützt werden, durchlaufen sie ein Verfahren, welches den natürlichen Mantel ersetzt. Hierzu erhalten die kleinen runden Stücke Sonnenblumenöl auf die Oberfläche. Dieses stärkt die Formbeständigkeit trotz des Reibens während Transportationen in der Packung.
Wieviel Linsen pro Person beim Kochen rechnen?
Beim Linsen kochen fragt man sich oft, wieviel brauche ich eigentlich pro Person an Linsen? Je nach Grundumsatz der Person und Umfang der Mahlzeit insgesamt reichen 50-150 Gramm. Eine Packung liefert also ungefähr fünf Hauptgerichte oder zehn Beilagen.
Fazit: Linsen sind eine vollwertige protein- und kohlenhydratreiche vegane glutenfreie zuckerreduzierte Nahrung, die elementare Nahrungsbestandteile für Muskelaufbau, Fitness und Abnehmen liefert und in Maßen bedenkenlos während der Schwangerschaft verzehrt werden kann. Im Laufe der langen Kulturgeschichte kristallisierten sich herkunftstypische Rezepte heraus.